Gemülldiagnose
Aktualisiert: 11. Apr. 2022
Es ist ungemein wichtig den Varroabestand im Bienenvolk unter Kontrolle zu halten. Die einfachste Methode einen Eindruck über den Varroabefall zu bekommen ist die Gemülldiagnose. Das Bienenvolk produziert wie jeder Organismus auch Abfall und dieser lässt sich leicht mit einer so genannten Stockwindel auffangen. Eine Stockwindel ist nichts anderes als eine flache Schale, die entweder durch das Flugloch unter die Waben geschoben, oder -bei Gitterböden- unter dem Gitter platziert wird. Wenn die Bienen ihrer Putztätigkeit im Stock nachgehen, fallen kleinere Wachsstücke, Futterreste und eben auch Varroamilben herunter und werden in der Windel gesammelt.
Prinzipiell kann man das Gemüll immer wieder kontrollieren. Wirklich wichtig ist es aber gegen Ende des Sommers wenn begonnen wird die Bienen für den Winter vorzubereiten. Die Völker sollten möglichst milbenfrei eingewintert werden, dann ist das Risiko eines Verlustes schon um einiges geringer.
Wie sollte man bei der Gemülldiagnose vorgehen
Man legt die Windel ins Bienenvolk und lässt sie dort für einige Zeit, damit sich auch wirklich Abfall ansammeln kann. In der Literatur findet man Angaben die von drei Tagen bis zu zwei Wochen reichen. Meiner Erfahrung nach ist es am besten sie drei bis fünf Tage im Volk zu belassen und dann herauszunehmen. Man erkennt an der Verteilung des Mülls einerseits gleich an der Windel wo in der Beute sich das Brutnest befindet. dort liegt nämlich auch am Meisten Abfall. Die Milben, die auf der Windel gelandet sind werden nun gezählt. Sie sind relativ leicht an ihrer ovalen Form zu erkennen und im Idealfall sollten es aber auch nicht besonders viele sein. Aus der Milbenanzahl kann man sich nun den Milbenfall pro Tag ausrechen. Das ist ganz einfach, man muss nur die Anzahl der Milben durch die Tage teilen, die die Stockwindel im Volk gelegen hat.
Beispiele:
gezählte Milben | Tage Windel im Volk | Milbenfall pro Tag |
5 | 5 | 1 |
10 | 4 | 3 |
6 | 3 | 2 |
100 | 4 | 25 |
In der zweiten Zeile wird einem auffallen, dass sich die Zahl nicht genau hat teilen lassen (10/4=2,5). Das ist nicht tragisch. In solchen Fällen wird einfach auf die nächste Zahl aufgerundet. Man möchte ja nur einen Überblick erhalten und der Milbenfall kann auch über die Zeit ein bisschen schwanken. Mit dem Aufrunden ist man jedenfalls auf der sicheren Seite und unterschätzt den Varroadruck zumindest nicht zu sehr.
Fallen weniger als 3 Milben pro Tag ab, ist eine Varroabehandlung nicht notwendig, liegt die Zahl aber darüber besteht Handlungsbedarf.

Die abgefallenen Milben pro Tag kann man nun auf Milben im Bienenvolk hochrechen, indem man die Anzahl mit 100 bis 300, je nach Jahreszeit, oder im Mittel (so rechne ich es) mit 200 multipliziert. Diese Berechnung sagt einem wie viele Milben sich im Bienenvolk tummeln.
Beispiele:
Milben pro Tag | Milbenpopulation |
1 | 200 |
3 | 600 |
2 | 400 |
25 | 5000 |
Anhand dieser Zahlen kann man entscheiden ob eine Behandlung notwendig ist oder nicht. Weiters möchte ich noch sagen, dass es wenig ratsam ist ein Bienenvolk mit mehr als 10.000 Milben zu überwintern. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es besser ist das Volk zwar zu behandeln, aber aufzulösen. Die Chancen für ein derart geschwächtes Volk den Winter zu überstehen sind eher gering. Da macht es mehr Sinn die Bienen auf andere Völker aufzuteilen.